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Mittwoch, 30.6.2010

Tag 22 - Nochmal 2 Etappen, dann reicht's

Carschine Huette → Rueti → St. Antoenier Joch → Gargellen (Haus Wulfenia)
Blick zurueck zur Carschina Huette
Der gestrige Abend ging mit 3 Bier fuer mich zu Ende. Zwar hatte ich mein eigenes Matratzenlager, dafuer waren die Lager selbst nur mit ein paar Brettern getrennt. Kurz nachdem ich mich hingelegt hatte, fing Horst schon an, an den Brettern zu saegen - und ich lag direkt zur Wand seines Lagers. Fix! So packte ich meinen Schlafsack und verzog mich in die andere Ecke meines Lagers. So war ich nicht mehr so stark den tiefen Vibrationen ausgesetzt und konnte schon bald einschlummern. Der Wecker wurde auf 6:46 Uhr gestellt. Ich kann es kaum fassen, dass ich freiwillig so frueh aufstehe! Wenn ich an den ersten Tag denke, an dem ich mich mit aller Gewalt am Vormittag aus dem Bett quaelte... Wg. dem Wetterbericht ging's aber nicht anders, da fuer den spaeten Nachmittag Gewitter gemeldet wurde. Sicher ist das in den Bergen natuerlich nicht, aber ich bin da lieber vorsichtig. Kurz vor 7 Uhr stieg ich dann aus dem Bett, packelte das Groebste schon mal in meinen Rucksack und ging zum Fruehstueck. Dort ueberraschten mich 2 Sachen: 1. hatten die dort oben frisches Brot mit knuspriger Kruste. Auch der Rest des Fruehstuecks war sehr gut. Das Muesli, die Marmelade, der Kaese. Und da sind wir schon bei der 2. Sache: Es war das erste Mal, dass ich in der Frueh richtig gegessen habe, ohne mir etwas hineinzuzwaengen. Wohl genaehrt holte ich mir noch Trinkwasser fuer's Wandern, schnappte mir noch eine Scheibe Brot fuer unterwegs und packte meinen Rucksack fertig. Vor der Ausgangstuer stand die Wirtin mit einem Mitarbeiter, die uns verabschiedeten. Leider, denn auf dieser Huette haette ich es gerne noch laenger ausgehalten. Aber so komme ich nie nach Monaco. Also los!

So konnte ich doch noch St. Antoenien sehen
Der Weg verlief gemuetlich ueber eine Schotterstrasse unter einen mittlerweile schon eher stark bewoelktem Himmel, der hier und da die Sonne durchblinzeln lies. Weiter und weiter ging es bergab. Ab und zu kuerzte ich ueber eine Wiese ab, aber nichts grossartiges. Bald schon gelangte ich dann unten auf eine befestigte Strasse, nachdem vorher ein Schild nach rechts zeigte mit St. Antoenien, nur konnte ich keinen Wanderweg sehen, der rechts abzweigte. Also ging ich eben die Fahrstrasse entlang weiter. Horst und ich gruebelten beim Hatschen auf der Fahrstrasse darueber nach, wo der Wanderweg am rechten Hang liegen koennte. Einmal sah ich eine Markierung, aber das konnte kaum der Wanderweg sein, da alles zugewuchert war. Naja. Egal. Rechts der Strasse verlief auch noch ein Fluss, der mich bis zum Restweg der Strasse begleitete. Links am Weg waren dann auch noch Tierschaedel aufgepfaehlt mit Fahnen auf denen Bauernweisheiten standen. Keine Ahnung, was das bringen soll. Wahrscheinlich ist das nur eine sinnlose Attraktion. Genauso wie eine Holzkloschuessel am Wegesrand etwas spaeter. Ich haette ja gerne, aber irgendwie ging nichts :-(.

Pause nach der Ueberschreitung des Jochs...
In Rueti zweigte dann die Via Alpina links ab. Eigentlich waere die Etappe erst im 1 km entfernten St. Antoenien zuende, gut 40 HM tiefer aber das sehe ich jetzt echt nicht ein. Eine halbe Stunde fuer's hin und zurueckgehen. Immerhin hatte ich heute noch knapp 1000 HM hoch und runter zu gehen. Die erste Zeit verlief der Weg wieder auf der Strasse, vorbei an ganz putzigen Gemsen, die von einem Zaun und einen Fluss in Zaum gehalten wurde. Seltsam, dass diese standfesten und sprungfreudigen Viecher keinen Fluss ueberqueren wollen. Schon bald zweigte ein richtiger Wanderweg ab, vorbei an einer Lagerfeuerstelle, an der man sich kostenlos sein Feuerholz bedienen konnte [ich hab das nie korrekturgelesen!]! Sowas hab ich auch noch nie gesehen. Kostenlos Holz... Staendig ging es weiter bergauf, mal wieder auf einem Strassenstueck bis wieder ein Wanderweg abzweigte, aber zum letzten Mal. Die Beschilderung haette manchmal wirklich besser sein koennen. Damit meine ich ueberhaupt ein Schild an so mancher Abzweigung. Die Swisstopo Karten machten aber einen guten Dienst, sodass ich mich zum Glueck immer fuer den richtigen Weg entschied. Horst vertraut mir diesbezueglich uneingeschraenkt :-) [was bleibt ihm auch anderes uebrig]. Immer hoeher schlaengelte sich der Weg ueber gut bewachsene Wiesen, sodass auch der Weg von Zeit zu Zeit eher beschwerlich zu finden war, aber spaetestens alle 100 Meter fand sich ein Wegweiser [besser gesagt eine Markierung] in der Ferne, zu der auch einer der vielen Trampelpfade fuehrte. St. Antoenien war nicht ganz von meiner Tour gestrichen, da man von hier aus - oder vllt. auch etwas hoeher?!? - auf das Dorf hinabblicken konnte. In der Ferne war das Ende der "Wiese" zwischen 2 Erhoehungen zu sehen. Horst aeusserte schon die Hoffnung, dass das das Joch ist, ueber das wir rueber muessten. Aber nein. Dahinter verbargen sich lt. Karte noch weitere 200 - 300 HM, die ueberwunden werden wollen. Desdo naeher ich diesem Uebergang kam, desto mehr trat auch der Grat in Erscheinung, bei dessen Joch wir rueber mussten. Bisher hatte ich auch nichts mit Schnee zu tun. Als die Reststrecke zum Joch vollends sichtbar war, war ich auch erleichtert. Nicht viel Schnee und ueberhaupt keiner beim Joch selbst. Schritt fuer Schritt mit ein paar kleinen Trinkpausen querte ich noch ein paar Schneefelder, die fast eben waren. Also nix grossartiges. Im Joch tummelten sich nur seltsam viele Gestalten. Als ich dort ankam, erinnerte ich mich an das, was ich gestern im Fuehrer gelesen hatte: Auf der anderen Seite gibt es eine Gondel. Deshalb tummelten sich hier oben auch eine handvoll Grattler, die die 200 HM Differenz gerade so geschafft hatten. Im Joch angekommen gab's erst mal ein High 5 mit Horst. Wir hatten nicht einmal 12 Uhr!!! Heute laeuft es prima. Ich hab die Vermutung, dass das super Essen gestern und das Fruehstueck daran "Schuld" sind.

Ein tief blauer Bergsee gefuellt mit Schneewasser
Am Joch hielt ich mich nicht lange auf, ging kurz in die Nothuette in der es etwas ungemuetlich war und beschloss dann gleich abzusteigen, da der Wind zum draussen sitzen zu kalt war. Runter ging es sehr schnell, die Gondelstation rechts von mir. Dieses haessliche Teil! Der Wanderweg fuehrte ueber schoene Wiesen mit reicher Flora. Almrausch gab es hier auch zuhauf und natuerlich den Enzian. Genau! Weiter oben gab es noch einen kleinen tiefblauen See zu sehen, der durch Schmelzwasser erzeugt wurde. Der "See" war auch noch ringsum mit Schnee umzingelt. Nachdem der Wanderweg anfing wieder ueber die Forststrasse zu fuehren (diese fuehrte hoch zur Gondelstation), machten wir auch am Rande eines Flusses Pause. Die Fuesse schmerzten schon ordentlich. Erst mal verputzte ich meine letzte Kaminwurz zusammen mit der Scheibe Brot von der Huette. Dem extrem leckeren Brot! Dann kuemmerte ich mich wieder um die Blase an meinem linken grossen Zeher, die durch den kurzen Nagel entstand. Seit 3 Tagen steche ich sie jeden Abend auf's neue auf. Heute schon bei der Pause, weil sie groesser wurde. Ich hoffe eigentlich nur, dass die Blase nicht beim Wandern ploetzlich aufreist. Die Pause war richtig erholsam, sodass der restliche Weg schnell vorbei war: Es ging nochmal richtig steil ueber einen Wanderweg bergab. Die Alm, die Bier versprach, blieb auch rechts liegen.

Diese haessliche Gondelstation!!!
Schon bald stand ich in Gargellen. Soweit, so gut. Jetzt noch eine Bleibe finden. Das Tourismusbuero machte erst um 2 Uhr auf. Erst da wurde mir klar, dass wir die heutige Etappe im Turbotempo geschafft hatten. Es war gerade erst 13:30 Uhr und was macht man da? Klar! Bier! In der Nachbar Bar [also der Bar nebenan] bestellte ich mir erst mal ein Bier. Horst trank natuerlich auch eins mit. Nach dem ersten war's dann immer noch nicht 14 Uhr. Dann halt nochmal eins. Waehrend Horst bei unseren Sachen sitzen blieb, ging ich zur Touristeninfo um eine Unterkunft zu besorgen und um mich ueber die Wege zu den kommenden Huetten zu informieren. Morgen soll's naemlich auf ca. 2500 HM hochgehen. Soweit sieht alles gut aus. Auch das Wetter scheint zu passen. Als Unterbringung bin ich in einem Einzelzimmer im Haus Wulfenia.

Zefix!!! Jetzt war ich gerade draussen beim Rauchen und die Vollpfosten vom Haus haben die Eingangstuer komplett gesperrt, sodass ich nicht mehr reinkam. Eine halbe Stunde bin ich ums Haus gegeistert, hab an Fenster geklopft, hab gegen die Tuer geschlagen, bin weiter herumgegeistert bis ich sah, dass Horsts Fenster noch gekippt war. Selbst die Hausklingel brachte nichts! Zu Horsts Fenster rief ich dann hoch und er war erfreulicherweise doch noch wach. Als er mir dann die Tuer oeffnen wollte, stand ploetzlich der Hausherr lachend in der Tuer. Ha Ha. Finde ich echt lustig, dass von innen der Schluessel steckt. So eine verdammte Scheisse!!! Immerhin musste ich mich jetzt nicht noch im benachbarten Hotel einquartieren. Naja. Zurueck zum Alltag.

Genau DIIIIEEE haben mich ausgesperrt!!!
Im Zimmer ging ich erst mal unter die Dusche - Endlich! Leider konnte ich nicht heiss duschen, weil ich gestern meine Unterschenkenl in der Sonne brutzeln liess. Deshalb zippte ich heute auch meine Zipperhose in der Frueh laenger. Mittlerweile passt auch meine Zipperhose. Beim Start der Wanderung sass diese noch richtig eng an. Jetzt geht sogar der Knopf ohne Probleme zu :-). Nach dem Duschen ging es noch ans Waesche waschen. Da kam soviel Dreck heraus, dass ich 2 Vorwaeschen machte. Die Uebernachtung hier im "Wir sperren unsere Gaeste aus" Haus Wulfenia ist auch noch mit 38 € sehr teuer. Dafuer ist das Zimmer sehr sauber und auch schoen. Beim Duschen wusch ich sogar meine Haare 3x, um das Schmalz heraus zu bekommen. Vllt. haette ich ein richtiges Shampoo mitnehmen sollen statt ein 2 in 1. Nach dem Duschen und Waschen gingen Horst und ich zum Essen ins 100 Meter entfernt liegende Tiaja, wo ich mir ein grosses Wiener Schnitzel bestellte. Weder war das gross, noch hat es gut geschmeckt. So ein Dreck. Ich will wieder auf eine Huette! Achja! Vor dem Essen waren wir noch im Supermarkt beim Shoppen um unsere Vorraete wieder aufzufuellen. Wurst, Laugenstangen, Bier, etc. Halt nur das Noetigste :-). Auf meiner Via Alpina Mini Karte sehe ich endlich auch Licht am Ende des Tunnels.