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Donnerstag, 8.7.2010

Tag 30 - Ein Megahatsch

Arnoga → Eita → Passo di Vermolera → Malghera
Teufelskralle
So. Schland hat verloren, aber das hat mich nach dem Spiel auch nur gering beruehrt. Trotzdem konnte ich schlecht schlafen, genauso wie Horst. Ich nahm sogar die Ohrenstoepsel heraus, weil Horsts Brummen, dass durch die Stoepsel normalerweise droehnte, aufgehoert hatte [Er hat ja auch nicht geschlafen]. Kurz vor 7 standen wir auf, denn wir hatten einiges vor. Nach dem Packeln ging es gleich zum Fruehstueck, bei dem gebunkert wurde. 4 Semmeln steckte ich mir ein, als eigentliches Fruehstueck gab es heisse Schokolade, Muesli, Kuchen uvm. Puenktlich um 8 Uhr ging es nach der Bezahlung der Rechnung los.

Eita - das Dorf ohne Unterkunft
Genau vom Gasthof ging der Wanderweg ueber der Strasse weiter. Schoen schattig verlief der Weg unter Baeumen. Nur die drecks Spinnen zogen Faeden durch, die oft im Gesicht landeten. Genau fuer sowas sollte man einen Mountainbiker vorausschicken! Vorbei an kleinen netten Huetten auf einem schoenen Wanderpfad fotografierte ich erst mal die Teufelskralle, die mir schon oefters ueber den Weg gelaufen war. Ueber eine Bruecke ging es ueber den Fluss, um in das etwas hoeher gelegene Tal zu gelangen. Laut der Wanderkarte sollte ein Wanderweg die 150 HM hoeher fuehren, nur war keine Abzweigung sichtbar. Also ging es auf dem Forstweg hoeher und das Tal entlang. Nach einiger Zeit wurde der Forstweg steiniger und die Murmeltiere lauter. Alle 20 Minuten pfiffen die mit ihren Warnsignalen vor sich her. Beim dritten mal bellte ich zurueck und schon war Ruhe.

Dort ging's hoch. Wieder mal konnte man sich diesen Anblick nicht im entferntesten aus dem Kartenlesen vorstellen.
Der Passo di Verva war bald erreicht und genauso gemuetlich wie es die vllt. 400 - 500 HM hoch ging, ging's jetzt auch runter. Seltsamerweise gab es hierauf knapp unter 2300 HM immer noch sehr viel Schnee. So war auch ein Teil der Strasse freigeschaufelt [oder gefraesst], bei der der Schnee links und rechts davon noch gut ueber 1,5 Meter hoch war. Laut Karte sollte es auf dem Weg nach Eita auch das Rifugio Falk geben, bei dem ich einkehren wollte, nur zweigte kein Weg ab. Sehr seltsam, denn das Rif. sollte nur ein paar Meter neben der Strasse liegen. An einem wunderschoenen See vorbei fuehrte der Weg steiler bergab. Dort ueberholten uns auch die Mountainbiker, die wir gestern kennengelernt hatten. Sie wunderten sich, wie schnell wir vorankommen. Der Abstieg nach Eita wurde mit einem herrlichen Ausblick auf Eita selbst, aber auch auf andere kleine Doerfer die verstreut lagen, belohnt. Nach 3 Stunden stand ich in Eita. 1,5 h frueher als im Via Alpina Fuehrer angegeben. Nur existierte hier weder eine Einkehr- noch eine Unterkunftsmoeglichkeit. Also nix wie weiter.

Das letzte Zeichen von Zivilisation bevor es richtig anstrengend wurde
Wie geplant wurde die naechste Etappe gleich drangehaengt, denn die fehlende Unterkunft in Eita wurde schon in einem Kommentar auf der Via Alpina Website erwaehnt. Weiter ging es rechts an Eita vorbei, dass aus einer Kirche und vielen kleinen alten Haeusern besteht. Nach einem kurzen bergab fuehrte wieder eine Forststrasse hoeher. Schon seit 2 Stunden machte ich mir Sorgen um das Wetter. Es zog ordentlich zu und genau in die Richtung, in die der Weg durch die Berge fuehrte, stand eine Suppe. Aber scheiss drauf. Heute geht's da oben drueber! |Umkehren kann man immer noch. Die ersten 300 HM waren schnell runtergerissen mit einer Pause dazwischen um 2 der kleinen Semmeln vom Morgen zu verputzen. An Trinkwasser hatte ich auch noch ueber 2 Liter. Die naechsten 300 HM waren auch schnell fertig. Zwar zog sich der Wanderweg lange hin und ich brauchte ein paar Trinkpausen, aber gut Ding will Weile haben.

Geschafft, endlich am Pass...
Heraus kam ich bei einem schoenen See, an dessen Ufer ein paar Haeuschen standen. So ein kleines Huettchen moechte ich auch besitzen! Noch einmal machte ich eine Pause von vllt. 20 Minuten. Immerhin geht es gleich 500 HM hoch auf 2750 HM, wo die Luft duenner wird und falls das Wetter umschlaegt, brauche ich auch noch Reserven. Nach den Huetten ging es gefuehlt querfeld ein, da die Markierungen einfach schlecht gemacht wurden. Nach allen 50 Metern (ich lief noch auf der Ebene) musste ich stehen bleiben und intensiv nach der naechsten Markierung suchen. [Mit Horsts Unterstuetzung klappte die Markierungssuche auch noch schneller]. Von einem Wanderweg, Trampelpfad o. ae. war hier nichts mehr zu sehen. Von weitem konnte ich auch sehen, dass dort oben nicht gerade viel Schnee lag [, worin ich mich noch taeuschen sollte]. Markierung um Markierung ging es hoeher. Einmal direkt ueber einen Blockgletscher, bei dem sich wieder nicht das geringste Anzeichen eines Weges zeigte, ein anderes Mal ueber Schnee. Bald standen Horst und ich da wie 2 begossene Pudel.

Irgendwo dort zwischendurch ging der Weg hoch.
Trotz intensiver Suche nach Markierungen fanden wir nichts. Also links hoch. Die scheiss fehlenden Markierungen brachten mir [mich] auch schon vorher zum Gruebeln als ich Kompass und Karte zur Hand nahm. Nach 50 HM an Aufstieg, der teils ueber ein Schneefeld verlief, sah ich dann endlich eine Markierung - nur nicht in die Richtung, in die ich lief. Umkehren waere aber nicht clever gewesen: Dann haette ich ein sehr grosses Schneefeld von ein paar 100 Metern in einem kleinen Kessel ueberqueren muessen, in dem sich vllt. ein kleiner Gletschersee darunter befand. Also quer abstechen. Die Markierung war nach weiteren 20 Minuten und vielen Pausen erreicht. Ich fuehlte mich sehr schlapp. Der Schnee und der fehlende Wanderweg zehrten an meinen Kraeften. Den Markierungen folgend stieg ich immer wieder 2 Schritte hoch und rutschte einen zurueck. Die Schneise war sakrisch steil und voll mit kleinem Geroellscheissdreck! Weitere 50 HM hoeher war dann endlich ein Weg sichtbar und nach 2 weiteren "Buckeln" stand ich auf dem Passo di Vermolera. Endlich geschafft! Ich war fix und fertig. Der Pass befand sich zwar auf gleicher Hoehe wie das haessliche Stilfser Joch, jedoch war der Weg viel beschwerlicher. Um auf dem Weg hier hoch mehr Kraft zu atmen, atmete ich wegen der Hoehenluft bewusst tiefer ein. Man spuert ab 2500 HM deutlich, dass etwas fehlt.

Der tief blaue See kurz vor'm Uebergang
Nach 30 Minuten Pause in der Sonne und der Freude darueber, dass das Wetter gehalten hat, ging es an den Abstieg. Von oben war es leichter, den spaerlichen Markierungen zu folgen, da oft auch Steinmaennchen gebaut wurden. An passender Stelle baute auch ich wieder eines auf, um anderen Wanderern eine Hilfestellung zu geben. Bei geringstem Nebel hat man keine Chance, den Weg zu finden. Ausser man ist der Wegewart... [Den es hier aber sicher nicht gibt]. Ueber steile Kies und Dreckhalden, Fluesse und Wiesen ging es 400 HM bergab bis zu einer Huette, die an einem See stand. Da die Huette offenstand und Stockbetten sowie Ofen und vieles mehr hatte, handelte es sich dabei wohl um eine Schutzhuette. Eine viertel Stunde Pause goennte ich mir bei der Huette, um die letzten 400 HM nach Malghera abzusteigen. Ueber steile Wiesen kam der Weg bei einer Kaeserei heraus, die noch knapp ueber 2000 HM lag. 10 Minuten spaeter war ich endlich am Ziel: Rifugio Malghera.

... und wieder auf der anderen Seite runter
Statt mir wieder 3 Bier hinter die Binde zu kippen um meinen Durst zu loeschen, bestellte ich fuer Horst und mich 1,5 Liter Wasser und 2 Bier. Das Wasser war im Nu weg, meine Anfangs voll gefuellte Trinkblase hatte ich bei der Kaeserei komplett leergezutzelt. Das Bier trank ich dann auch mit Genuss ohne es reinzuschuetten - zusammen mit einer Zigarette. [Schon beim Schreiben und der Erinnerung an die Gefuehle die ich hatte bekomme ich Lust auf ein Bier & eine Zigarette :-).] Vllt. ist es ja tatsaechlich so, dass ich der versoffenste, rauchende Via Alpina Gaenger bin, wobei ich mich bisher stark zurueckgehalten habe [Siehe Muenchen-Venedig]. Als Abendessen gab es 4 Gaenge und wir beide sind im Winterlager untergebracht. Es ist mittlerweile auch 11 Uhr. Morgen fehlt mir wieder ein kleiner Ausschnitt der Wanderkarte und im Fuehrer sind ueber 1500 HM auf und ab sowie ueber 8 h Gehzeit angegeben. Aber ich glaube, dass da der Wurm drin ist.