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Freitag, 20.8.2010

Tag 73 - 2 Etappen bei Regen und Nebel

Refuge de Furfande → Col de la Lauze → Bramousse → Col de Brammouse → Ceillac → Col Girardin → Maljasset (Rif. CAF)
Start der Tagesetappe in der Suppe.
Tja. Schon wieder standen 2 Etappen auf dem Programm, dieses Mal allerdings mit etwas mehr Zeitdruck, da ich erst sehr spaet aufgestanden bin. Die Nacht war etwas grauenhaft. Das Schlimmste, was es auf Huetten gab, hat sich auch hier eingefunden: Ein Schnarcher mit Schlaf Apnoe. Alle 30 Sekunden hoerte er fuer 10 Sekunden auf zu atmen um dann volle Kanne los zu roehren. Diese armen Schweine, die direkt neben ihm schlafen muessen. Da sollte man sich echt mal was einfallen lassen. In etwa so, dass bei mehr als 3 gestoerten Leuten der Schnarcher per ferngesteuertem Elektroschock aufgeweckt werden darf. Selbst durch meine Ohrenstoepsel hoerte ich ihn durch. Und das obwohl ich sie auf Anschlag drin hatte und nur noch ueber ein kleines Randzipfelchen heraus bekam!

Wenn diese Steine herunterkullern...
Nicht aber wegen dem Schnarcher hatte ich Probleme mit dem Einschlafen. Woran es genau lag, wusste ich nicht. Vllt. war ich nach knapp 1/2 Liter Wein und 2 Dosen Bier einfach zu nuechtern. Oder einfach die Ohrenstoepsel waren Schuld daran. Oder der seltsame Geruch. Oder dass ich meinen Schlafsack immer noch nicht gewaschen hatte! Vllt. lag's auch an dem kalten Luftzug, der mir von irgendwoher staendig um die Nase wehte. Jetzt ist es mir auch egal. Ich bin ja schon wieder weiter. Wenn ich das Graffel hier erst im Nachhinein schreiben wuerde, wuerden die Schnarcher nicht so mies abschneiden, aber am gleichen Tag hat man einfach einen riesigen Hass auf diese.

Huebscher Baum!
Vom prasseln des Regens auf dem Dach wurde ich wohl wach. Mist. Muss das denn schon in der Frueh anfangen? Meinen Plan, um 6:40 aufzustehen verwarf ich. Vllt. hoert der Regen ja spaeter auf. Eine halbe Stunde spaeter stand ich dann doch auf. Hat ja keinen Sinn, auf so etwas zu warten. Auf dem Weg zum Zaehneputzen achtete ich dieses Mal auf den Balken, an dem ich mir gestern den Kopf mit voller Wucht angeschlagen hatte. Zum Glueck wurde die Kante am Balken im 45 Grad Winkel entfernt, sonst haette mir beim ersten anschlagen sicherlich der Schaedel geblutet. Als ich aufstand, tat mir kurze Zeit spaeter das auch der Rest des Lagers nach. Wohl aber weniger [wegen] mir sondern wegen den Ersten, die meinten sich ganz normal im Lager unterhalten zu muessen. Scheiss Egoistensaecke!!! Als erster war ich dann beim Fruehstueck, wo ich mir Cornflakes reinstopfte und im Parallelbetrieb viele Marmeladenbrote schmierte und rein stopfte.

Eine Ewigkeit ging's ueber diese geteerten Serpentinen runter.
Der Rest war dann auch schnell gepackt und erst um 8:20 ging ich los, wo mir schon klar war, dass ich nie im Leben die erste Etappe fuer Heute vor 12 Uhr beenden wuerde. In voller Regenmontur ging ich dem Abstieg entgegen. Die Wanderkarte musste heute auch viel aushalten, da ich sie nicht wie bisher bei Regen im Rucksack verpackte sondern in meiner Hosentasche, etwas geschuetzt von der Regenhose. Viel Spass machten diese ersten Meter schon mal nicht. Viel Schlamm lag auf dem Weg und machte das Ganze mehr zum Rutschtag statt zum Wandertag. Aber ich muss sagen, dass es haette schlimmer sein koennen, wenn ich zum Beispiel noch im Nebel laufen muesste. So sah ich schon bald den Berg und auch einen Teil der Forststrasse, welche ich nach dem Abstieg hochlaufen muesste.

Das ueberraschend erschienene kleine Dorf vor'm naechsten Uebergang.
Der erste Teil des Abstieges der noch ueber der Baumgrenze lag fuehrte mich u. a. unterhalb von riesigen Steinbrocken vorbei die mich an die Warscheinlichkeit denken liessen, dass so ein Brocken ins Rollen kommen wuerde. Dann kam ich auch schon in ein Waldstueck, das nach ein paar Kehren in einer Forststrasse endete, die zu allem Ueberfluss auch noch in eine Teerstrasse ueberging. Immer wieder schaute ich zum anderen Berg rueber auf's Dorf Bramousse, dass 300 HM ueber dem tiefsten Punkt beim Abstieg lag. Das Dorf wollte aber schon die ganze Zeit einfach nicht an Hoehe zunehmen. Als ob das nicht reichen wuerde, fuehrte die Teerstrasse zu allem Ueberfluss auch noch in vielen Serpentinen die letzten 500 HM runter. Nur 2x versuchte ich bei dem ganzen Serpentinenscheiss abzukuerzen, wobei ich jedes mal herumrutschte. Die Strecke zog sich damit ewig lange hin - ich hatte es aber eilig.

Wieder mal ein unspektakulaerer Uebergang.
Endlich kam ich auf der Strasse im Tal heraus und lief auf dieser ein kleines Stueck, bis ich ueber eine Bruecke den Fluss ueberquerte. Meine Hoffnung nicht wieder ueber eine Serpentinenstrasse hoch laufen zu muessen, erfuellte sich. Die Karte wollte ich nur so selten wie moeglich herausziehen, was mich dazu zwang, nur nach Schildern und Intuition zu gehen. Ein kleiner Pfad fuehrte so also die vllt. 300 HM durch einen Wald hoch ins Dorf, bei dem ich wieder den morgentlichen Druck an den Tag legte. Im Dorf lief ich auch an einem Gite d'etape vorbei, bei dem ich vor 2 Monaten sicher noch eingekehrt haette. Heute aber bressierte es mir mal wieder. U. a. weil ich es auf keinen Fall zulassen koennte, dass der Schweizer 2 Etappen laeuft, ich aber nur eine. Einen entscheidenden Vorteil hatte er aber: Er ist sicherlich schon wieder kurz nach 6 Uhr losgelaufen.

Juhuu!!! Sanfter Abstieg auf "Wurzeln"
Bei seltsamen Wegschildern bei denen ich auf den ersten Blick nicht genau wusste, ob der linke Weg sicher der Richtige ist, zog ich doch meine Karte raus - zum Glueck, denn es ging rechts weiter. Nach einem kurzen Stueck Pfad landete ich auf der Forststrasse, die ich schon deutlich vor einer Stunde von der anderen Seite sehen konnte. Einmal machte ich aber den Fehler, von der Strasse abzuweichen, da ich einen geradeaus gehenden Pfad fuer den richtigen hielt, der mich erst nach viel Gestruepp und einem verschlammten Pfad auf die Strasse zurueck liess. Beim Anschauen der Karte im Nachhinein habe ich mir durch diesen Schmarrn ein paar Minuten gespart. Ab und zu von der Forststrasse wegfuehrend gelangte ich auf dem Wanderweg schon bald in "Chalet de Bramousse", einem kleinen Dorf etwa 300 HM ueber dem vorherigen.

Ankunft am ersten Zwischenziel.
Bei einem trockenen Platz an einer Eingangstuer warf ich dann nochmal einen Blick auf die Karte wobei ich sie dazu sehr vorsichtig auseinanderfalten musste. An den Raendern war sie pitschnass. Deshalb verstaute ich sie danach sicher im Rucksack. Die Karte brauche ich schliesslich noch fuer den Grossteil der naechsten Etappe. Immer noch nicht bin ich dazu gekommen, mir so eine grosse Umhaengehuelle fuer Karten zu kaufen. Da faellt mir ein, dass ich auch neue Schnuersenkel brauche, da mir die Aussenschicht bei einem Schnuersenkel gerissen ist - Genau an der Stelle, an der der neue Super-Verschluss der Scarpa Schuhe die Schnuersenkel einklemmt. Drecks-neues-Glump! Noch ein bisschen lief ich auf der Forststrasse weiter hoch, bis es endgueltig in einen Pfad ueberging.

Der letzte freie Blick bevor's schon wieder in die Suppe ging.
Noch 400 HM wollten hoch zum Pass geschafft werden, die sich noch richtig hinzogen. Erst ueber eine Wiese, dann wieder durch ein kleines Stueck Wald. Da ich bei 2000 HM die Baumgrenze erwartete, war ich doch etwas verwundert, dass selbst auf dem Pass noch Baeume zu finden waren, der ja doch auf ueber 2200 HM lag. Auf der anderen Seite war das genaue Gegenteil von dieser bezueglich der Baeume: Naemlich fast keine. Ueber den einzigen absteigenden Weg lief ich so herunter, natuerlich wieder in hohem Tempo. Als es in den Wald ging, fingen wieder mal Serpentinen an, quaelend langsam herab zu fuehren. Das Dorf war schon zu sehen und lag mit seinen 1600 HM recht weit oben. Intuitiv erwischte ich auch hier den richtigen Weg und landete bei der Kapelle, bei der ich in der Karte nachschaute, wo es denn weiter geht. Der Regen hatte aufgehoert und so konnte ich die nasse Karte in aller Ruhe studieren. Die zeigte mir so auch, dass ich erst durch das Hauptdorf muesse. Prima. Dort finde ich sicher ein Gite oder einen Supermarkt, um mir ein Mittagshaeppchen zu holen.

Wanderwege neben kleinen Fluessen sind einfach himmlisch.
Bei einem Sportgeschaeft fragte ich auch gleich nach neuen Spitzen fuer meine Stecken. Leider hatten sie keine und ich vergass auch, nach Schnuersenkel zu fragen. Aber sie konnten mir sagen, wo ich den naechsten Supermarkt finden konnte, bei dem ich meinen Rucksack vor der Tuer lassen musste. Drinnen ging das Einkaufen los. 2 Nektarinen, Babybell, Cola, Orangina, O-Saft und 2 Dosen Bier. Bis auf 1 Nektarine, 1 Bier und 3 kleine Babybell verputzte ich draussen hastig alles mit etwas Toastbrot, das ich noch mit dabei hatte. Der Rest wurde als Proviant eingepackt.

Der See bei der Kapelle.
Es war noch vor 3 Uhr und da die folgende Etappe nur 17 km und 1000 HM hatte, war diese auch noch drin. Das Regenzeug hatte ich ausgezogen und zwischen Regenschutzhuelle und Rucksack eingeklemmt um diese Sachen gleich griffbereit zu haben. Um die Wanderkarte zu schonen und nicht weiter dem Regen auszusetzen, machte ich mit meinem Handy einfach ein Foto davon fuer alle Faelle. Als ich vor dem Supermarkt mit dem Imbiss fertig war, war dieser auch geschlossen. Tja. Glueck gehabt. Jetzt ging's mit der 2-ten Etappe weiter.

Da gab's doch noch ein Bild von mir! Leider pitsch nass :-(
Erst mal folgte ich der Hauptstrasse vorbei am ersten Campingplatz um schon kurz danach ueber eine Bruecke auf dem GR 5 weiterzugehen. Vorbei am 2-ten Campingplatz ging's dann schon bald mit dem Aufstieg los, der zuerst mal steil mit vielen Kehren hochging um dann rechts entlang eines Flusses denselben mit einer Bruecke zu queren. [Viel gab es wegen dem Nebel nicht zu sehen, der Weg selbst war aber wunderschoen.] Noch ein bisschen mehr Gehatsche und die ersten 600 HM waren beim ersten See schon fertig abgehakt. Sogleich ging es weiter, leider ueber Skifahrpisten statt abseits auf kleinen Pfaden. Die Wolkendecke blieb seltsamerweise die ganze Zeit ein paar Meter ueber mir bzw. dem Boden, was mir zumindest nicht die Orientierung nehmen konnte. Schon im Tal unten hatte ich schon meinen Kompass in die Hosentasche gesteckt, weil ich mir sicher war, diesen Heute brauchen zu koennen.

Das positive an diesem Abstieg war die Hoffnung auf eine bessere Aussicht.
Am zweiten See "Lac Ste-Anne" auf 2415 Meter Hoehe machte ich dann bei der Kapelle Rast und unterhielt mich mit einem Belgier waehrend ich das mitgenommene Bier trank und die Nektarine ass. Viel Zeit war nicht zum Verschnaufen, aber es waren ja nur noch knapp 300 HM zu schaffen und so startete ich los. Der Weg zog sich wieder mal lange hin, aber nicht wegen der Strecke sondern dem Bier, das mir doch etwas die Kraft nahm. So torkelte ich die ersten paar Minuten als es steiler bergauf ging, aber was soll's :-). Ich kaufte im uebrigen Heinecken, weil ich jetzt keine Lust mehr auf's Franzosen Bier hatte. Der Pass war schon in der Ferne zu sehen und war endlich auch wieder ein Pass so wie ich ihn mir vorstellte. Steinig, rauh, menschenfeindlich. Nach zig Kehren, die auf dem schotteraehnlichen Hang verliefen, stand ich endlich oben.

Der verschraenkte Brunnen.
So. Fuer heute war's das mit den Hoehenmetern nach oben. Jetzt geht's nur noch bergab! Als ob mich kurvenreiche Abstiege nicht schon genug genervt haetten, ging's schon wieder genauso bergab. Vorbei an riessigen Felsbrocken und einer seltsamen Brunnenkonstruktion, bei der das Wasser von einem Brunnen in den naechsten floss, stieg ich ueber die kahle Landschaft weiter bergab. Das Endziel fuer heute war schon unten zu sehen, als es mit dem Abstieg weiter ging. Jetzt aber sehr steil, sodass ich mich zum Schluss doch noch anstrengen musste, ueber den mit Steinen beladenen Hang abzusteigen.

Dort unten wartete schon eine warme Unterkunft.
Vorbei an alten Steinhaeusern ging ich gleich zu der Unterkunft mit dem Zusatzkuerzel C.A.F, was wohl Club Alpino Franzos ist oder so :-). Dort bekam ich das erste Mal endlich wieder seit langer Zeit eine Verguenstigung mit meinem DAV-Ausweis. Es haette aber auch noch viele andere Moeglichkeiten gegeben. Erst mal sprang ich unter die Dusche, da ich total verschwitzt war. Ach ja. Mein Regenzeug zog ich kurz nach Beginn des Aufstieges dieser Etappe wieder an, da es wieder zu regnen anfing. Nach dem Duschen wusch ich alles moegliche. Das Regenzeug - insbesondere die total verdreckte Regenhose, meine Zipperhose, etc. Als Abendessen gab's wieder mal eine leckere Suppe und als Hauptspeise Nudeln mit Kaese und Schinken, danach Kaese und als Nachspeise kleine mit Himbeeren belegte Tortenstueckchen, von denen ich mir noch Nachschlag holte, ich aber diesen wohl extra bezahlen muss. Jetzt geht's gleich ins Lager und es ist vor 23 Uhr!