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Dienstag, 31.8.2010

Tag 84 - Runterscheppern!

Colla Mellosa → Mont Pietraveccia → Rif. Muratone → Saorge → Breil-sur-Roya
Der Aufstieg auf dem Weg, den ich gestern runter ging.
Heute stand ein sehr langer Abstieg an, ein Verlaufer und 2 Etappen. Die Nacht war furchtbar. Gegen 2 Uhr wachte ich auf uns konnte nicht mehr einschlafen. Vllt. lag's an dem Alkohol, an der Zigarette oder an sonst was. So beschloss ich aufzustehen. Erst mal putzte ich mir meine Zaehne um mir den restlichen Zigarettengeschmack zu vertreiben und fing anschliessend an, mit meinem Handy herum zu spielen. 1 h spaeter konnte ich tatsaechlich wieder einschlafen und wurde von der Morgensonne um 7 Uhr geweckt. So ein mist. Fruehstueck bestellte ich mir erst auf 8 Uhr. So blieb ich noch liegen und stand etwas niedergeschlagen beim 2-ten Bimmeln meines Weckers auf und packelte zum wohl 80-sten male meine Sachen und stand um Punkt 8 beim Fruehstueck.

Oben an der Abzweigung: Den kleinen See konnte ich gestern wg. Wolken nicht sehen.
Eine heisse Schokolade gibt es bei der HP nicht hiess es. Das mir das noch so kurz vor Monaco passiert, haette ich auch nicht gedacht. Eine heisse Milch wurde es dann in weiser Voraussicht fuer die Cornflakes die schon auf dem Tisch standen. Das Morgenprozedere verlief naemlich sehr langsam und Brot stand auch noch nicht auf dem Tisch. So konnte ich damit anfangen meine Cornflakes zu essen, waehrend die 2 Anderen noch auf das Brot warteten, das auch noch ewig auf sich warten lies. Bis auf die vermutlich selbstgemachte Zwetschgenmarmelade war auch nichts Besonderes an dem Fruehstueck - italienisch halt.

Oben am Gipfel - und damit fernab der Via Alpina :-(
Kurz vor 9 Uhr war ich dann abmarschbereit und startete wieder unter blauem Himmel in die naechste Etappe. Erst mal ging's zurueck nach oben von wo ich gestern runterlief, nur hatte ich dieses Mal beim Umdrehen auch einen Blick auf den See, der mir gestern von der Wolke verdeckt wurde. Nach einer halben Stunde stand ich wieder beim Wegweiser, bei dem ich gestern zur Huette abstieg. Weiter lief ich auf der Alta Via und damit der Schotterstrasse folgend. Gestern abend bei der Vorbereitung der Tour musste ich bedauerlich auch feststellen, dass ich eine Karte umsonst mitgeschleppt habe, die von den 2 benachbarten abgedeckt wird :-(.

Wenn ich nicht gewusst haette, dass das fuer eine Grenzsicherung geschaffen wurde, haette ich den Weg mehr geniessen koennen.
Bei seltsamen Wegmarkierungen folgte ich der in Richtung Mont Pietraveccia, da dieser in der richtigen Richtung lag und der andere Weg nur steil nach unten zu gehen schien. Letzterer war auch unbeschriftet. So stapfte ich die Strasse weiter hoch, die bald zu einer vergrasten Strasse wurde, die sehr langsam nach oben ging und oft abknickte. Dann hoerte er [/sie] ploetzlich auf. Ja fix! Was nun? Ist das eine Sackgasse oder die Alta Via? Wohl eher Ersteres, da ich seit Beginn der Abzweigung keine rot-weisen Markierungen mehr sah. Mist. Einen Versuch startete ich noch und lief einen kleinen Trampelpfad weiter hoch, wo ich mich auf einmal am Gipfelstein befand. Na toll. Das wollte ich nicht. Vor mir gingen steile Felswaende herunter und weiter unten sah ich auch den Weg, der meiner haette sein sollen.

Dem Meer kam ich immer naeher.
Also wieder zurueck. Den ganzen Mist wieder runter. Bei der Abzweigung fand ich ein paar Meter weiter und etwas versteckt auch wieder ein Alta Via Zeichen. Na Klasse. Allmaehlich reicht's mit Scheiss Markierungen! Leicht abfallend ging der Weg runter durch ein weiteres kleines Waldstueck, bis er am Hang der Felsen entlang fuehrte, so wie ich es bereits von oben gesehen hatte. Ich war nur einen Steinwurf vom Meer entfernt und lief trotzdem am Rande steil abfallender Felswaende! So ging es eine lange Zeit lang entlang des Grates, meist neben dem Grat den Kamm entlang, bis der Weg wieder von der franzoesischen Seite zur italienischen Seite wechselte - das letzte Mal, womit auch dieser Weg entlang des felsigen Kamms ein Ende hatte.

Staendig war der Weg auf diese Weise befestigt. Das war sicherlich eine schweine Arbeit.
Ueber eine Wiese zog sich der Weg etwas herunter, wobei das Meer die perfekt passende Hintergrundkullisse bildete. Nach einem weiteren Weg der die Felsen entlang ging, kam ich auf einem Schotterweg heraus, der mich zum Rif. Muratone brachte, dass wie erwartet geschlossen war. Allerdings standen davor Baenke herum, die geradezu zu einer Pause einluden! So machte ich es mir bequem und begann die 6 Scheiben Toast mit Streichwurst zu verputzen. Dazu gab's das Mineralwasser, das ich bei dem verbleibenden Abstieg wohl nicht mehr gebrauchen werde. 900 HM an Abstieg hatte ich bisher hinter mir, fehlten noch weitere 800.

Abstieg nach der geschlossenen Huette.
Die Schotterstrasse fuehrte schnell zu einem Pass weiter, bei dem 2 Mountainbikefahrer vor mir herunterfuhren. Diesen lief ich hinterher der Strasse folgend. Auf einmal fand ich dann rot-weisse Markierungen, die direkt den Wald herunter fuehrten. Davon stand aber nichts in der Karte und ein Wegweiser stand auch nicht herum - und das auf franzoesischer Seite, auf der ich mich seit dem Pass befand. Ich blieb vorsichtshalber auf der Strasse, die sich quaelend langsam herunterschlaengelte. Den gelben Markierungen folgte ich hierbei, die wohl fuer die MTB-Fahrer angebracht wurden. Die ganze Zeit hatte ich ein ungutes Gefuehl, ob der Weg wirklich richtig sei, vor allem, als die Strasse endete und nur noch ein kleiner Pfad weiterging - und das auch noch leicht aufsteigend!

Durch dieses gruene Gestruepp fuehrte mich der Weg.
Doch nach wenigen Metern atmete ich erleichtert auf. Ich kam genau dort heraus, wo ich sollte, bei "La Madone". Jetzt ging's dem Wegweiser nach Saorge folgend steil ueber einen Hang und unzaehlig viele kleine Kehren bergab. Der Weg war sehr gut gepolstert - entweder durch Laub oder viel Kiesel, sodass das Absteigen in Windeseile von sich ging. Ich stieg so schnell ab, dass ich sogar die 2 MTB-Fahrer ueberholte, die ihr Fahrrad oft schieben musste. Haha! Die beiden sah ich auch nicht mehr. Immer tiefer stieg ich in den dichter werdenden Wald hinab, der mich schon bald an einen Urwald erinnerte. Viel interessanter war aber, dass ich mich auf einmal in einer Schlucht wiederfand, von der natuerlich nichts in der Karte erkennen zu war. Ich laufe im uebrigen gerade mit der letzten Karte, einer Kompass Karte.

Der kleine Tunnel durch den mein Wanderweg verlief.
So schoen die Schlucht auch war, so unheimlich kam sie mir so nah am Meer vor. Mal wieder haette ich mit vielem gerechnet, aber nicht damit! Ein kleiner Weg schlaengelte sich aus dieser Schlucht heraus und ueber eine Bruecke gehend landete ich auf einem Schotterweg, den ich nach unten weiterlief und prompt in einer Sackgasse landete. Fix! Der obere Weg zog sich dann wieder mal lange hin, zuengelte sich den Berg entlang und verlief oft auf und ab. Was aber weit aus schlimmer war, war die enorme Hitze, die sich entwickelte. Ich fuehlte mich wie ein Grillhaenchen und trank sehr oft. In dieser Hitze und an vielen Schrottautos vorbeilaufend gelangte ich so endlich nach Saorge. Doch das schreibe ich morgen weiter!

- Schnipp Schnapp -

Tja. Aus dem "morgen weiterschreiben" wurde nix, da ich jetzt schon in Monaco bin. Den restlichen Weg habe ich auf einmal durchgezogen doch das steht auf einer anderen Tagebuchseite :-).

Sonne, wenn ich keine Sonne brauchen kann. Der Weg ohne Schatten machte staendig entlang des Berges verlaufende Kehren.
Saorge sah zuerst wie ein kleines Dorf bestehend aus einer kleinen Kapelle und alten Haeuschen aus. Als ich um die Kurve ging, war dann vor mir ein Hang, an dem viele, sehr viele Haeuser gebaut wurden. Das sah wieder einmal heftig aus, wie so viele kleine Haeuser aneinander klebten und nicht weiter auseinander gebaut wurden. Genau auf diese Haeusermasse lief ich erst mal zu. Von weitem hatte ich aber wenig Hoffnung, ein Hotel, einen Supermarkt o.ae. zu finden. Die einzige Moeglichkeit schien die Gite d'Etape zu sein, doch auch diese zu finden (wenn sie denn offen hat), wuerde sicher viel Zeit in Anspruch nehmen. Alternativ kann ich aber auch einfach in die naechste Etappe starten. Wasser sollte ich noch genug haben, die Etappe ist kurz und nur mit wenig, so gut wie keinen zu schaffenden HM und die Stadt versprach auch mehr Infrastruktur als Saorge, z. B. einen Supermarkt.

Das Dorf Saorge.
Ehe ich also richtig ins Dorfzentrum ging, stieg ich schon weiter bergab einen kleinen Weg folgend, der zwar keine Markierungen hatte, aber mich zu einem Aussichtspunkt fuehren sollte, was er auch tat. Von dort aus ging es auf die Strasse herunter [dieser Weg war in der Karte verzeichnet], von der der Wanderweg abzweigen sollte. Urspruenglich hatte ich vor, direkt auf der Strasse zu laufen, da es mir bei den jetzt schon schmerzenden Fuessen am Besten erschien. Dann sah ich aber den Wegweiser und folgte diesem... aber nur fuer 10 Meter. Da stand ich vor einem Fluss, von dem nichts weiter ging. O.K. Immerhin hatte ich vor, ueber den Wanderweg zu laufen. Also wieder zurueck auf die Strasse.

Der Wanderweg endete in einer Sackgasse...
Dort erwartete mich gleich mal ein Tunnel. Nicht schoen und drinnen laufend auch sehr laut, aber immerhin hatte der Tunnel einen Gehsteig. Schnell kam ich dann auf der weiteren, leider gehsteiglosen Strecke vorwaerts. Die Strasse verlief immer rechts des Flusses, sodass es so gut wie nie auf und ab ging. Enormen Durst hatte ich auch, aber nicht auf das mittlerweile lauwarme Wasser aus meinem Rucksack sondern auf eine kuehle Coca Cola. Bei einer Tankstelle ergab sich dazu die erste Moeglichkeit. Vor der Eingangstuere ging ich dann doch weiter. Ein bisschen halte ich schon noch durch. Noch durstiger erreichte ich ein kleines Cafe beim Bahnhof, das mir schon besser zusagte und bei dem ich ein paar Minuten blieb. Ich sprach kein Franzoesisch, die Bedienung kein Englisch, aber 2 Cola und 1 Lion konnte ich trotzdem bestellen.

...also ging's der Strasse entlang weiter erst mal durch einen Tunnel.
Meine Fuesse schnupperten auch 15 Minuten Freiheit und wurden dann wieder in die mittlerweile stark ramponierten Wanderschuhe gesteckt. Ein bisschen hatten sie noch Arbeit zu verrichten. Ca. 1 km weiteren Strassenhatsches war ich dann in Breil-sur-Roya, dem Endziel fuer Heute. Im Zentrum gab es auch einen Spar-Supermarkt, der aber noch nicht genutzt werden sollte. Bei der Touristeninformation nannte man mir 2 Hotels. Das eine direkt am Hauptplatz hatte auch schon offen. Innen drin sah ich Bilder von einem Body Builder und kurz darauf den abgelichteten Mann. Tja. Jetzt schwabbelte alles nur noch. Der Mann sprach aber wohl kein Englisch und verwies auf einen anderen Raum, in dem mich eine Frau begruesste, die so aussah wie wenn sie mit dem Gesicht als Zielscheibe fuer Paintballspiele arbeitet. Die beiden passen wirklich gut zusammen. Die Frau sagte dann einen Preis von ueber 50 € fuer das Zimmer und eine Nacht. Ne. Das ist mir zu teuer.

Immer ging's den Fluss entlang auf der Strasse weiter.
So stiefelte ich weiter zu dem anderen Hotel in einer kleinen Seitengasse. Das hatte aber leider noch zu. 2 aeltere Damen auf einer Bank machten mir dann durch Gesten deutlich, dass der Besitzer noch schlaeft. Naja. O.K. Dann warte ich halt. So setzte ich mich zu den Damen mit auf die Bank und fing schon mal an, an dem Graffel zu schreiben. So verging die Zeit, die ich auch dadurch nutzte, in dem kleinen Dorfladen nebenan einzukaufen. So hatte ich Wasser und O-Saft. Heute aergerte ich mich auch darueber, dass ich so spaet losgegangen bin. So stand ich am Nachmittag mehr unter Zeitdruck. Ca. 1 1/2 h spaeter machte dann endlich auch das Hotel auf und ich konnte mein Zimmer mit HP bekommen. Das Fruehstueck nahm ich nicht, weil es das "erst" ab 7 Uhr gegeben hatte, ich aber Morgen 2 Etappen zusammenlegen wollte, um am Tag darauf ganz gemuetlich innerhalb von 3 Stunden nach Monaco herunter zu laufen.

Am Ziel fuer Heute.
Im Supermarkt besorgte ich mir die noetigen Zutaten fuer das grosse Fruehstueck und auch ein bisschen was fuer morgen zum mitnehmen. Die HP bestand dann aus einem 3 Gaenge Menue. Erst mal gefuellte Tomaten. Na toll. Ich mag doch keine Tomaten! Aus irgendeinem Grund ass ich sie aber doch und es schmeckte auch prima. Mag ich vllt. nur das Tomatenfleisch nicht oder lag das an der leckeren Fuellung u. a. bestehend aus Reis, Thunfisch, einer Sauce und noch anderen Zutaten? Lecker war das auf jeden Fall - trotz Tomate.

Essen!
Der 2-te Gang war zwar lecker, aber nicht meisterlich: Zu lange gekochte Nudeln und eine nur lauwarme Goulasch-aehnliche Sauce. Als Nachtisch wurden mir viele franzoesische Dinge genannt, von denen ich das waehlte, bei dem mir ein darin vorkommendes Wort gelaeufig war: Chocolate. Das war dann eine Art flaches Kuchenstueck bestehend aus einer Schokomasse mit garantiert unzaehligen Kalorien. Gut gestopft fand ich in einer Bar auch kostenloses WIFI um meine Ankunft vorzubereiten. Meine Eltern und Johannes wollen ja nach Monaco kommen, wobei meine Eltern schon unterwegs waren. Wieder im Hotelzimmer genoss ich noch 2 Bier und bereitete alles fuer einen morgigen schnellen Start vor.