Zu Tagebuch Eintrag
1  2  3  4  5  6  7  8  9  10  11  12  13  14  15  16  17  18  19  20  21  22  23  24  25  26  27  28  29  30  31  32  33  34  35  36  37  38  39  40  41  42  43  44  45  46  47  48  49  50  51  52  53  54  55  56  57  58  59  60  61  62  63  64  65  66  67  68  69  70  71  72  73  74  75  76  77  78  79  80  81  82  83  84  85 
 

Mittwoch, 1.9.2010

Tag 85 - Naechtliche Ankunft in Monaco

Breil-sur-Roya → Col de Bruis → Braisse del Levens → Sospel → Col St.-Jean → Col du Farguet → Peille → Peillon → La Gorra → La Turbie → Monaco
Morgenstimmung in Breil-sur-Roya - alles schlief noch.
Die Nacht war kurz. Wieder mal kam ich auf nur 6 h Schlaf, aber es ist ja nicht mehr weit. Das Fruehstueck verrichtete ich auf dem Bett sitzend. Der Stuhl diente mir als Unterlage. Zu Verputzen gab es ein halbes Baguette (das andere halbe nahm ich mit), Wurst, Kaese und dazu O-Saft. Mei hat das wieder lecker geschmeckt. Ich liebe diese franzoesischen Baguettes! Mit dem vorgepackten Rucksack verschlang das Morgen-Prozedere auch nicht soviel Zeit. Um 6:45 Uhr stand ich vor der Tuere von "La Bonne Auberge". Die Sonne gab gerade genug Licht, um ohne Stirnlampe zu laufen. Auf ging's in die heutige Etappe von der ich noch nicht wusste, dass es meine Letzte sein wuerde.

Ueber solche kleinen Wege ging's die erste Zeit hoch.
Schon jetzt spuerte ich meinen Ruecken. Egal. In den letzten Tagen fand ich heraus, dass ich die 2 Riemen und den Hueftgurt stark anziehen musste, um den Ruecken mit dem Rucksack zu stabilisieren. Das Problem war dabei, dass die sowieso schon existierende aufgescheuerten Hauptpartieen noch mehr belastet wurden. Wieder mal galt das Motto "Scheiss drauf, weit ist es nicht mehr!". Kurz nach der ueberquerten Bruecke begannen schon rot-weisse Markierungen. Perfekt, weil hier doch viele Strassen herumfuehrten. Eine kleine Teerstrasse fuehrte mich hoeher.

Dann ging's ueber zu kleinen Trampelpfaden die aber mit grossen Steinen befestigt wurden. Fruehers war das wohl ein haeufig genutzter Weg.
Was mir schon beim Loslaufen klar war, war dass ich wegen dem schnellen Start Heute unterwegs einen Kacktus pflanzen muesste und vor einer kleinen Bruecke kam ich diesem dringenden Beduerfnis auch nach. Kaum war ich fertig, hoerte ich einen Hund bellen, der wohl meinen gar so verzueglichen Duft wahrgenommen hatte. Aber nicht nur das Bellen hoerte ich, der Hund lief ein paar Sekunden spaeter, nachdem ich wieder die Kuechenrolle (Die war beim letzten Camping billiger als Klopapier) im Rucksack verstaut hatte, mir entgegen. Ja zefix! Wieso sind diese scheiss Koeter nicht angeleint, weggesperrt oder eingeschlaefert? Zum Glueck kam der nicht im Moment der Verrichtung meiner Notdurft. [An die, die nur den letzten Tag lesen sei gesagt, dass solche Erfahrungen genauso dazu gehoeren :-)].

Auf dem ersten Pass. Fuer mich ging's aber nicht auf direktem Weg runter.
Das kleine Straesschen lief ich weiter hoch bis ab einer kurz vor dem Verfall stehenden Kapelle ein kleiner Wanderweg weiter ging. Dieser wurde fruehers wohl noch haeufiger genutzt, da er oft mit runden Steinen auf dem Boden ausgelegt war. Zu meiner Ueberraschung fuehrte der Weg fast ohne Schlenker auf direktem Weg hoeher. Das gab nicht nur HM sondern war sicher auch der schnellste Weg. So kam ich bei Col de Bruis heraus. Aber nicht den direkten Weg nach Sospel sollte ich heruntergehen sondern die Via Alpina fuehrte mich noch ein Stueck hoeher.

Die verlassene Kaserne.
Zuerst mal lief ich eine Schotterstrasse weiter entlang, die mich hoffentlich zum letzten Mal bei Bunkern o.ae. vorbei fuehren sollte. Aber das hier schien mir mehr ein verlassenes Uebungsgelaende zu sein. Von einer Hausruine hoerte ich schon wieder ein wildes Hundebellen heraus und bangte wieder, dass der Hund angekettet oder angeleint ist oder stirbt wenn er auf mich zuhetzt. Danach kam schon wieder ein richtiger Wanderweg, der wunderbar im Wald zu gehen war. So gelangte ich gemuetlich zu Baisse de Levens hoch. Nun ging's endlich runter. Wieder mal war ich von dem dichten Wald ueberrascht, der sich in diesem Bereich befand.

Nach ein bisschen Auf und Ab ging's ueber diesen huebschen Weg weiter.
Nach einer kleinen Bachueberquerung ueber Steine ging der Weg wieder mal hoch. Haeh?!? Kann das stimmen? Laut Karte sollte dieser auf gleicher Hoehe weiter fuehren. Schon wieder hatte ich das seltsame Gefuehl, womoeglich falsch zu laufen. Diese scheiss Kompass Karten! Doch der Weg stimmte und ich kam bei einer Strasse heraus von der ein Wegweiser nach Sospel herunterzeigte. Nun gehe ich aber direkt runter, auch wenn die VA um den Berg herumlaufen wuerde. Recht schlau war das nicht, da der Weg doch recht zugewuchert war. Aber nicht nur mit Gestruepp sondern auch mal mit dornigen Pflanzen, was ich ueberhaupt nicht ausstehen konnte!!! Aber da musste ich durch und war so recht schnell in Sospel.

Der Fluss durch Sospel.
Etwa um 10:30 Uhr war es und ich wollte noch unbedingt die naechste Etappe dranhaengen. Doch erst mal machte ich Pause. Von einem Supermarkt holte ich mir eine Cola light, eine normale und eine hatte ich noch im Rucksack. 1 Liter Fluessigkeit sollte reichen. Auf dem Rand eines Brunnen sitzend packelte ich dann Kaese und Baguette aus und machte es mir bequem. Energie tanken unter strahlendem Sonnenschein war angesagt. Ein bisschen Schocki glaubte auch dran, aber nicht alles. Schliesslich hatte ich noch ein bisschen Hatsch vor mir. Und schon ging's auf zur naechsten Etappe, die 1h laenger sein sollte als die gerade fertig gemachte.

Fiesse Dornen!
Auch hier fuehrten mich Wegmarkierungen auf den richtigen Weg, erst die Strasse entlang, dann einen kleinen zugewucherten Pfad etwas hoeher, der auf einer weiteren kleinen Strasse heraus kam. Dort folgte ich einfach den Markierungen die mir bei jeder Abzweigung den richtigen Weg anzeigten. [Vorsichtshalber fragte ich wieder Franzosen, die ins Auto steigen wollten, ob der Strasse entlang auch Col St.-Jean liegt und sie meinten ja - zumindest die Gesten interpretierend. So hatte ich auch dieses Stueck erledigt als ich bei einer Ansammlung Haeusern und einem Wegweiser mit entsprechender Aufschrift heraus kam.

Die verfallenen Huetten oben kurz vor der Schotterstrasse.
Jetzt kam wieder mal ein zugewucherter Weg, den ich am liebsten ueber die Strasse umlaufen haette. Da gab's mal wieder soviel dorniges Gewaechs, dass diesen Weg sicher seit langem keiner gegangen ist. Zu meinem Erfreuen ging dieser Weg aber nur ein paar 100 Meter, dann lief ich auf der Strasse weiter bis nach kurzem wieder ein Wanderweg nach links von der Strasse wegging - und dieser war auch frei von Gestruepp! Juhuu! Und jetzt ist es schon wieder Zeit mit dem Schreiben bis morgen aufzuhoeren. Johannes ist gerade angekommen... und hat einen Kasten gutes deutsches Bier mit dabei :-).

Prost - das Letzte mal auf ueber 1000 HM!
So. Wieder ist eine Nacht rum. Ich fuehle mich immer noch niedergeschlagen von den Strapazen der letzten Monate. Wo war ich denn gestern beim Schreiben? Ach ja. Beim nicht mehr verwucherten Weg lief ich auch bedeutend besser und angenehmer nach oben - was auch sonst. Nach viel Kehren wurde der Weg bald flacher und auch die Vegetation veraenderte sich allmaehlich. Die Baumdichte nahm ab und hier und dort lief ich wieder mal an alten verfallenen Haeusern vorbei die fruehers in meiner Vorstellung ein paar reichen Leuten gehoerten. Schliesslich gab's hier oben kein Wasser und irgendwelche Sklaven werden das Zeug schon hochgeschleppt haben. Genauso wie ich mein Wasser mitschleppen muss. Heraus kam ich wieder mal erleichtert bei La Baisse du Pape von dem eine Schotterstrasse 1 km Land in die restlichen 50 HM auf 1084 Meter ueber dem Meeresspiegel hoch fuehrte.

Auch dieser Weg hatte viel Sehenswertes zu bieten.
Bei diesem Col du Farguet machte ich dann auch Pause. Das war ein ganz besonderer Moment. Das letzte mal bin ich hier auf ueber 1000 HM und konnte auch auf's Meer blicken. So packelte ich meine Dose Bier aus und genoss diese Minuten in vollen Zuegen. Morgen werde ich in Monaco eintrudeln und alles wird vorbei sein [,dachte ich mir]. Nach diesen paar Minuten Entspannung ging's nun zum Abstieg ueber. So frei der vorherige Aufstieg von Dornengewaechsen war, so zugewuchert war dieser Abstieg. OK. Jetzt reicht's dachte ich mir. Mein rechter Stecken diente mir als Schlagwerkzeug mit dem ich alle Gewaechse eliminierte, die die Eigenschaft "dornig" und "in den Weg haengend" erfuellten. Immerhin hatten so die hinter mir kommenden Via Alpinisten (z. B. der Schweizer) keine Probleme mehr damit - zumindest fuer die naechsten paar Wochen. Spass hat die Vernichtung des Gestruepps natuerlich auch gemacht :-).

Irgendwo im Nirvana...
Lange zog sich der Abstieg mal wieder hin. Als der Wanderweg aufhoerte und ich ueber viele kleine Straesschen den gelben Markierungen folgte, waren immer wieder einmal freilaufende Hunde unterwegs, bellten mich an, klaefften, ... So eine verfluchte Scheisse. Muss das 1 Tag vor dem Ende sein?!? Wieder mal schnallte ich die Riemen meines Rucksacks fester um die Schmerzen im Ruecken zu unterdruecken. Lange ist es nicht mehr. Das war mein Leitspruch fuer die letzten paar Tage. Der Weg verlief auch nicht so wie aus der grauenhaft schlechten Karte vermutet, dafuer aber hinab zu einem Fluss den ich ueberquerte. Dort wurde auch das Hundewimmern immer lauter. Schon ab der Haelfte des Abstieges hoerte ich immer wieder Hundegebelle von einer ganzen Horde dieser Ungetiere, was dann von dem minutenlangen Gewimmer eines Hundes unterbrochen wurde. Irgendjemand schien hier Hunde zu quaelen an irgendeinem kleinen versteckten Ort.

Nach Peille: Ohne solche gelbe Markierungen haette ich mich total verlaufen.
Nach der Ueberquerung der Bruecke ging's wieder nach oben ueber die Strasse bis zu einem Punkt, an dem 2 Wege weiter markiert waren. Na toll. Kein Wegweiser weit und breit in Sicht. Was nun?!? OK. Oben muss eine Hauptstrasse sein. Da sollte ich auch rauskommen. So nahm ich eben den nach oben steigenden Weg, lief an Pferden vorbei und noch ein bisschen hoeher und stand schon bald auf einer Strasse, die mir aber nicht gross genug aussah, als dass sie die Richtige haette sein koennen. Was nun? Die gelben Wegmarkierungen gingen noerdlich weiter, andere Markierungen (vermutlich welche fuer MTB-Fahrer) in meine gewollte Richtung.

Blick zurueck auf Peille.
Erst mal ging ich 2 Minuten noerdlich wo die gelben Markierungen zwar wieder von der Strasse weg fuehrten, allerdings immer noch nach Norden verliefen. Ein Cabrio Fahrer kam mir da gerade recht, den ich anhielt. Meine Stecken legte ich vorsichtshalber auf den Boden um nicht das Risiko einzugehen, damit den Lack zu verkratzen. Mit beiden Haenden die Karte haltend deutete ich auf Peille. Wieder mal hatten wir kein gemeinsames orales Kommunikationsprotokoll aber durch Gesten wurde schnell klar, dass ich die Strasse einfach 2-3 km laufen muesste und dann da bin. O.K. Wird schon stimmen - und ich lief die Strasse weiter nach Sueden. Unterwegs fragte ich noch einen Jungen, der mir auch bestaetigte, dass am Ende der Strasse Peille liegt und nach einer halben Stunde war ich auch endlich dort.

Letzter Blick zurueck auf Peillon.
Jippie! Besonders gut gefiel mir, dass ich mir durch die Strasse ein paar Kehren Abstieg erspart habe. Der Wanderweg [vorausgesetzt der gelb markierte war tatsaechlich der Richtige] waere wohl tatsaechlich erst noerdlich hoeher gegangen um dann weiter oben in Peille bei einer anderen Strasse raus zu kommen. Laut Karte sollte ich jetzt nur noch 2 Kehren runter. Von dort sollte der Wanderweg weitergehen. Nur war hier kein Wegschild. Allerdings war ganz schwach bei einem Wegstein eine gelbe Markierung zu sehen. Sollte das der Weg sein?!? Wird schon passen dachte ich mir, als dahinter weitere gelbe Markierungen zu sehen waren. So ging's wieder mal etwas runter, meist ueber staub-trockenen Boden laufend.

Der erste Weg der letzten Etappe nach Monaco kurz nach dem Verlassen von Peillon.
Als die Steigung dann doch sehr gross wurde, passierte es. Ich rutschte auf dem Sand aus. Na Klasse. Meinen rechten Ellbogen hatte es leicht erwischt - und das so kurz vor dem Ende der Tour. Weiter ging der Weg durch einen dichten Wald hindurch bei dem immer wieder gelbe Markierungen zeigten, welcher der vielen Wege der Richtige sei - wenn ich hier ueberhaupt auf dem richtigen Weg bin!!! So stapfte ich durch den Wald weiter, war bald wieder beim Aufstieg, kam sogar bei einem riessigen Geroellfeld vorbei und dachte mir schon, dass der Aufstieg ein Ende haette, als ich auf einen vermeintlichen Hoechstpunkt angelangt war. Aber 2 weitere Male sollte ich mich diesbezueglich taeuschen ehe ich Peillon vor mir sah, das geplante Endziel fuer heute.

Dahinter ging's nur noch runter - zum Meer!
Das Ganze war ein putziges kleines Dorf, in dem ich auch in Windeseile angekommen war und 2 Busfahrer nach der Unterkunft fragte, die in meinem VA Guidebook angegeben wurde. Nur hatte diese noch geschlossen. Na gut. Dann gehe ich zum Auffuellen meines Fluessigkeitshaushaltes eben in ein Restaurant ganz in der Naehe. Das war auch putzig klein, heisst "Les Plaisirs" und alle waren auch super nett zu mir. Die schauten auch nicht schlecht, als ich ihnen [auf ihre Frage] antwortete, dass ich heute aus Breil-sur-Roya hergelaufen bin. Die Chefin spendierte mir darauf hin sogar eine Cola :-). Dann stellte sich mir die grosse Frage was ich tun soll. Hier bleiben und Morgen in aller Ruhe in der Frueh die restlichen 3h nach Monaco laufen - oder gleich jetzt weiter gehen.

Die Strasse bei der mir klar wurde, dass heute alles zu ende sein wird.
Meine Eltern hatten sich schon um eine Unterkunft gekuemmert, sodass ich nur noch die letzten paar Meter laufen muesste. Auf diese Weise haette ich auch mal die 40 km Marke geknackt. Meine Eltern informierte ich telefonisch ueber die moegliche verfruehte Ankunft. "Die moegliche" deshalb, da ich auf halber Strecke auch eine Unterkunft haette, falls ich nicht mehr koenne. Aber erst mal gab es ein Sandwich, das extra fuer mich zubereitet wurde. Da es auch erst gebacken werden musste, hat es auch laenger gedauert, war dafuer aber um so leckerer. Eine Cola nahm ich mir als Zuckerspender [was bitter noetig war] und auf ging's. Auf nach Monaco!!!

Auf der Strasse bei der mir bewusst wurde, dass heute alles zu ende sein wird.
Schon auf den ersten paar Metern spuerte ich, dass es mir gar nicht mehr gut geht. Mich spuhlte es wahnsinnig. Aber solange es nicht mehr war, konnte ich gut damit leben. Verspuhlt lief ich also wieder den Weg zurueck durch das Dorf ueber dem ich hergekommen war. Der naechste Wegweiser zeigte dann schon den Weg nach St. Martin an in dessen Richtung ich musste. Den Pfad entlang laufend drehte ich mich immer wieder um. Peillon hatte von dieser Seite deutlich mehr zu bieten. Das Dorf wurde naemlich von dieser Seite gesehen an eine steile Klippe gebaut. Vllt. lag es daran, dass es mich so sakrisch spuhlte, aber dieser kleine Aufstieg von 250 HM war im Nu vorbei. Heraus kam ich bei einer Strasse, die ich erst mal entlang lief.

Monaco - zum Greifen nahe.
Bei der naechsten Gabelung lief ich dann rechts runter bis ich nach ein paar Minuten an einem Tor vorbeilief und bald auf einen kleinen Pfad gelangte. Was mich ungemein stoerte war, dass es hier keine gelben Markierungen gab aber was soll's. Es ist ein kleiner Pfad. Das wird schon passen. Ab dem Punkt als ich in einem Gewust aus Dornen haengen blieb, war's mir dann egal ob das der richtige Weg ist oder nicht. Ich wollte hier unbedingt raus, befreite mich von den Dornen und ging wieder zurueck zur Strasse.

Diese Insel haette ich auf der VA nie sehen duerfen :-(.
Beim Tor blieb ich dann stehen. Das sperrte aber nur die Fahrstrasse. Links daneben konnte man aber als Fussgaenger passieren. Ist das doch kein Privatgrundstueck? O.K. Das probiere ich jetzt noch. Tatsaechlich war bei der naechsten Kreuzung ein Wegweiser nach "La Turbie". Hell yeah! Ich bin hier genau richtig! Von hier aus fuehrte mich ein Pfad die vermeintlich letzten HM hoch mit einem anschliessenden Strassenstueck. Dann konnte ich einen Blick auf Monaco werfen. Als ich das kleine Straesschen nach La Turbie herunterlief war ich kurz vor'm Heulen. Das Ganze wuerde bald ein Ende haben. Die ganzen Strapazen, das anfaengliche Kaempfen durch Schneegestoeber, der viele Schweiss, die vielen Unwetter. Nicht mehr lange und ich hab's hinter mir.

Auf dem Wanderweg, der wieder um den Berg herum und leider wieder etwas aufwaerts fuehrte.
In La Turbie machte ich beim Aussichtspunkt noch eine kleine Pause um die Cola zu trinken. Dann gab ich meinen Eltern Bescheid, dass ich in 1 h unten sein werde und lief weiter. Erst mal ging ich die Strasse weiter. Von dieser sollte ein Wanderweg nach links weiter gehen. Auf der linken Strassenseite laufend sah ich an einem Strassenschild auch eine verblasste rot-weisse Markierung. Wird schon stimmen dachte ich mir. Als ich dann minutenlang die Strasse weiter herunterlief ohne dass ein Weg abzweigte, wurde mir klar, dass ich bei der Markierung vorhin haette abbiegen muessen. Jetzt kehre ich aber nicht mehr um! Weiter unten soll laut Karte ein Weg auf die VA rueberfuehren, denn ich wollte ganz sicher nicht ueber die Fahrtstrasse nach Monaco laufen.

Die Sonne ist schon fast untergegangen.
Nach allem, was ich durchgemacht habe, waere das einfach nicht richtig. Bald ging auch ein beschildeter Wanderweg nach "La Turbie" weg den ich etwas ging - aber nur etwas. Der fuehrte naemlich ungewoehnlich steil nach oben und weiter unten sah ich auch noch einen Weg auf dem Hang, der mir richtiger erschien. So lief ich wieder zurueck zur Strasse und diese weiter entlang bis zur Kehre, von wo der Wanderweg wie in der Karte eingezeichnet abzweigte. Der scheint der Richtige zu sein. So lief ich diesen entlang. Entgegen der Karte lief dieser aber auch mehr und mehr nach oben. Aber egal. Und wenn ich wieder in "La Turbie" herauskomme. Ich werde auf einem Wanderweg nach Monaco gehen.

Die VA durch die Stadt hindurch.
Es wurde mittlerweile schon dunkel, aber noch nicht so sehr wie wenn ich meine Stirnlampe brauchen wuerde. Endlich gelangte ich wieder auf die VA und stuermte Monaco entgegen. Nicht einmal meine Fuesse schmerzten nach den ueber 40 km die ich heute schon zurueckgelegt hatte. Sie wussten vllt. schon, dass nach dem heutigen Hatsch alles ein Ende hat. Bald fingen auch die Haeuser an und die VA-Beschilderung fuehrte mich ueber diverse kleine Gaesschen weiter meinem Ziel entgegen. Das Einzige was ich mal wieder zum Kotzen fand war, dass die Beschilderung fuer die Richtung Monaco -> Triest angebracht wurde aber nur zu oft Schilder in die andere Richtung fehlten. So verlief ich mich noch ein weiteres Mal, aber nur ein kurzes Stueck, ehe ich mich zum Place du Palais durchfragte. Jetzt hatte ich keinen Bock mehr auf eine scheiss Schildersuche sondern wollte nur noch zum Ziel.

Am Ziel: Ob das wohl die wirkliche VA Plakette war?
Es war jetzt schon wirklich dunkel. Ueber eine letzte Treppe gelangte ich hoch zu dem Ende der Strapazen: Dem Place du Palais. Schluss ist! [Von einer Wache wurde ich auch noch angepfiffen, weil ich ueber irgendeine Absperrung gestiefelt bin was mir ziemlich egal war. Der wollte dann auch wissen ob ich mich denn auf die VA machen wuerde. Als er dann erfuhr, dass ich aus Muenchen kam staunte er auch nicht schlecht.] Leider fand ich auch die angeblich hier irgendwo angebrachte Gedenktafel nicht, nur ein Plastikschild. Meine Eltern warteten auch an falscher Stelle auf mich - Tztz. Aber ein Telefonanruf klaerte das schnell auf. Mit fast letzten Kraeften schleppte ich mich noch zum nahegelegenen Hotel. Duschen und anschliessendes Pizzaessen beendeten den Abend. Ich bin fertig und [hab' hier aufgehoert zu schreiben :-). Deshalb hier die letzten Worte.]

Meine Mutter und ich auf dem Zielplatz oben in der "Festung".
[Es ist schwer in Worte zu fassen, wieviel mir diese Tour bedeutete. Wo es anfangs ganz sicher hart war auf Bus, Gondel, Auto und sogar Aufzuege zu verzichten, haette ich es im Nachhinein bereut. Entweder ganz am Stueck laufen oder gar nicht :-). Wenn ich mich an all die tollen Erlebnisse zurueckerinnere, war die Tour der reinste Wahnsinn. Angefangen von heftigem Wetter, wunderbaren Huetten, super freundlichen Menschen, den doofen Schnarchern ( :-) ), den Verhatschern, dem Aletschgletscher (!!!), u.v.m. Da koennte ich ewig aufzaehlen. Nicht nur etwas zu haben, auf das man sein Leben lang zurueck blicken kann und dass die Tour von aussen betrachtet etwas bloedsinnig ist (einfach so ueber die Alpen zu hatschen :-) ), sondern viele Erfahrungen und Eindruecke zu sammeln ist das, was ich mir erhoffte und auch bekam. Hinzu kommt, dass ich mich selbst noch besser kennenlernte, nicht nur psychisch mit der immer steigenden Distanz zu meiner Heimat und moeglichen Gefahren sondern auch meinen Koerper immer wieder an neuen Grenzen zu treiben. Noch Monate danach (ich schreibe das im April 2011) habe ich jeden Tag Flashbacks, die mich ploetzlich in irgendeine Landschaft vom Wandern zurueckversetzen. Jeden Tag zehre ich von der Tour und wuerde am liebsten gleich wieder irgendwohin loslaufen.

Monaco bei Nacht - und ich beim Weg zum Hotel.
Ich hoffe nur, dass noch viele Wanderer sich auf die Via Alpina machen und die Alpen kennenlernen. Aber dann bitteschoen ohne Benutzung von Bus, Gondel oder anderen technischen Hilfsmitteln :-). In diesem Sinne moechte ich das Schlusswort mit Worten von der Muenchen-Triest Tour beenden:

Nur wo du zu Fuss warst, warst du wirklich.
]